Als wir seinerzeit GuerrillaMail starteten, rechneten wir nicht mit den Komplikationen, die das nach sich ziehen würde. Ursprünglich gehostet bei Domaingo, fand die Website schnell viele Nutzer. Allerdings war uns damals die rechtliche Lage eines solchen Dienstes nicht ganz klar. Und da Domaingo nicht lange fackelt beim Abschalten einer Website, entschlossen wir uns, auf die Suche nach einem neuen Provider zu gehen.
Unsere Wahl fiel auf einen eher kleineren Provider, der jedoch Erfahrung mit Anti-Spam-Projekten hatte. Damit der Provider im Voraus wusste, was ihn erwartet und um Überraschungen auf beiden Seiten zu vermeiden, kontaktierten wir den Provider mit folgender E-Mail:
[Wir suchen für unser] Projekt Guerrilla Mail einen neuen Webhosting-Provider. Guerrilla Mail bietet temporäre E-Mail-Adressen an, die man für die Registrierung bei Anbietern im Web verwenden kann. Ziel ist es, dem Spam, der von einigen dieser Anbieter versendet wird, aus dem Weg zu gehen. Nach 15 Minuten verfällt die E-Mail-Adresse und alle danach eingehenden E-Mails werden einfach gelöscht.
Nicht zu verheimlichen ist, dass der Service auch von zwielichtigen Gestalten genutzt wird, um ihre Anonymität zu waren. Vor kurzem erhielt ich eine Beschwerde aus Großbritannien. Unbekannte hatten sich mit einer E-Mail-Adresse von Guerrilla Mail in einem Hilfe-Forum für Opfer von Pädophilen registriert und die Mitglieder dort verbal missbraucht. Ich finde, das sollten Sie bei Ihrer Entscheidung berücksichtigen.
Nichtsdestotrotz ist der Service hilfreich gegen Spam. Seit letztem November wurden über 270.000 E-Mail-Adressen generiert. Über 3 Mio E-Mails sind im System eingegangen, 2,9 Mio davon gelöscht. Das heißt, das gerade einmal 100.000 E-Mails legitim waren. Nicht auftauchen in der Statistik tun die E-Mails, die als Spam erkannt sofort abgeblockt wurden.
Momentan ist die Seite bei domaingo gehostet. Der Provider hat mir jedoch mitgeteilt, dass der Service gegen die AGB verstößt. Was genau an dem Service auszusetzen ist und gegen welchen Punkt in den AGB er verstößt, wurde mir leider nicht mitgeteilt.
Deshalb meine Frage: Ist es möglich, das Projekt mit einem Ihrer Webhosting-Pakete zu betreiben? Die Seite hat momentan zwischen 2.000 und 4.000 Besucher täglich.
Das größere Problem dürfte das Mail-Aufkommen sein. Derzeit treffen rund 15.000 bis 25.000 E-Mails ein. Alle E-Mails, die bereits durch den im Hosting-Paket enthaltenen Spam-Filter erkannt wurden, werden allerdings abgeblockt und gelangen gar nicht erst in das E-Mail-Konto.
Jeder normale Provider hätte vermutlich sofort eine Absage geschickt und auf die AGB oder sonst etwas verwiesen. Hier aber hat man sich - zumindest ein wenig - Gedanken gemacht.
Ich hatte am Wochenende noch ein Meeting mit unserem Leiter Marketing, wir haben uns gemeinsam dazu entschlossen, das Projekt hier nicht hosten zu wollen.
Erstaunlich war nur, dass das Thema mit dem Marketing besprochen wurde. Wir hätten eher auf die Rechtsabteilung (wegen der Rechtsmäßigkeit) oder Technikabteilung (wegen Traffic und Performance) getippt.
GuerrillaMail haben wir dann veräußert und ist mittlerweile in HongKong gelandet. Die Nachfolger laufen heute auf einem virtuellen Server bei Host Europe, die bislang äußerst zuvorkommend waren.
Heute wissen wir übrigens, dass das Betreiben einer solchen Website rechtlich nicht zu beanstanden ist, da es im Grunde genommen nur ein Freemail-Service ist, wie man ihn bereits von anderen Anbietern kennt. Nur eben ohne Registrierung.
Und für den Traffic und die Performance gibt es VPS oder ein ganz eigener Server, wenn es denn sein muss.