Ständig dieser Hype um ReCaptcha. Oder zumindest positive Berichte darüber. Spiegel Online schreibt etwas von Schwarmintelligenz und lobt die Kostenlosigkeit. Dabei hat die Sache weniger mit Intelligenz, sondern eher etwas mit Arbeitskraft für lau zu tun.
ReCaptcha wurde an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, Pennsylvania, USA, entwickelt und soll beim Übersetzen von Büchern helfen. Website-Betreiber können ReCaptcha in ihr Forum/Weblog/Formular einbauen und so vor Spam schützen. In dieser Hinsicht funktioniert ReCaptcha wie ein ganz normales Captcha.
Zusätzlich wird jedoch noch ein zweites Wort angezeigt, das es zu erkennen gilt. Es stammt aus einem gescannten Buch und konnte von der Texterkennungs-Software nicht erkannt werden.
Problem Nummer 1: Das ansich schon nervige Captcha wird verkompliziert und benötigt mehr Zeit zum Lösen. Okay, man kann sich das zweite Wort sparen und kommt trotzdem durch. Wenn denn nur immer klar sein würde, welches das richtige Wort ist. Der Strich quer durchs Wort ist meistens eine Hilfe. Meistens.
Problem Nummer 2: ReCaptcha funktioniert nur mit JavaScript im Browser aktiviert. Was aber andererseits fast wieder egal ist, denn das halbe Internet funktioniert nur mit JavaScript aktiviert.
Einziger Lichtblick ist, dass ReCaptcha sich auch auf Ton umschalten lässt und so keine Barriere für Menschen mit eingeschränkter Sicht darstellt. Theoretisch zumindest, denn die Tonqualität steht der Bildqualität in nichts nach.
Und schließlich wirft sich die Frage auf, wem das Ganze nützt, außer der Carnegie Mellon University. Wenn denn wenigstens eine deutsche Uni etwas in dieser Art anbieten würde. Es ist kaum anzunehmen, dass es hierzulande nichts zu digitalisieren gäbe. Aber das wird warscheinlich erst passieren, wenn Captcha Schnee von gestern ist und Spam entweder der Vergangenheit angehört oder auf andere Weise bekämpft wird.
Nachtrag:
ReCaptcha ist prinzipiell keine schlechte Idee, nur nervt der undifferenzierte Hype darum. Außerdem noch eine Korrektur zum Thema JavaScript. Wie zum Beispiel Twitter und die Website von ReCaptcha beweisen, kann man ReCaptcha so einbinden, dass es auch ohne eingeschaltetes JavaScript funktioniert. Das allerdings macht die Angelegenheit noch um einen Schritt komplizierter, da man nun nach erfolgreicher Lösung des ReCaptchas noch einen zufallsgenerierten Code in ein anderes Textfeld eingeben muss.